Lesung und Zeitzeugen-Gespräch mit Frau Lore Siebert:
MARLISE STEINERT:
„Zelle – Baracke – Erdloch“
Überleben im GULAG Kasachstan
Moderation: Gisela Kurze und Dr. Richard Buchner,
mit öffentlicher Diskussion.
Mittwoch, 30. September 2015 in der Gedenkstätte,
Leistikowstr. 1
17 - 18 Uhr: Führung durch
die Gedenkstätte (Dr. Buchner),
Büchertisch und Gespräche (Gisela Kurze)
18 – 20 Uhr Lesung,
Zeitzeugen-Gespräch und Diskussion
MARLISE STEINERT, geboren
1904 in Riga, lebt 1945 in Potsdam. Wegen ihrer exzellenten Russisch-Kenntnisse
wird sie als Dolmetscherin für die sowjetischen Streitkräfte eingesetzt. Doch
am 17. Juli 1947 wird sie vom N K W D verhaftet, ab in die Zelle
im Haus Leistikowstraße 1. Nach demütigenden Verhören folgt die Fahrt
nach Moskau, wo sie im Loferto-Gefängnis landet - „grauenvoll“. Dann
wird sie in die Lubjanka überstellt – die berüchtigte NKWD-MWD-KGB-Zentrale am
Dsershinskij-Platz. Heilig Abend und Silvester in der Zelle. Was wird das Neue
Jahr 1948 bringen? In der Zelle liest sie >Anna Karenina<, auch
>Aus einem Totenhaus< (Sibirien zur Zarenzeit). Der Frühling vor
den Zellenfenstern, dann der Sommer 1948. Endlich ein Lichtblick, man
verspricht ihr: UNSCHULDIG - sie könne nach Potsdam zurückkehren. - In Wahrheit
landet sie erneut im Loferto-Gefängnis in Moskau. Obwohl völlig unschuldig,
wird sie im September 1948 dennoch verurteilt: 15 Jahre
Arbeits-Besserungs-Lager – unterschreiben Sie.“ - Ab in den Güterwagen – Ziel UNBEKANNT. Über
Kirow und Swerdlowsk (Ekaterinenburg, jenseits des Urals). Dann ins GULAG in
Kasachstan – mitten in der Nacht hält der Zug – zu Fuß hinaus in die kahle
Steppe. Endlich im Lager, Zwangsarbeit: Wäsche flicken im Krankenhaus. (Glück
gehabt, es gibt Schlimmeres.) Doch der Winter bringt eisige Schneestürme. Wie
kann man im Erdloch hier
überleben, bei glühender Hitze im Sommer und tödlicher Kälte im Winter…?