Mittwoch, 5. November 2014

Pfingstbergdebatte


OFFENER BRIEF

Pfingstbergdebatte  

Sehr geehrter Herr Prof. Dorgerloh,
Sehr geehrter Herr Dr. Döpfner,  
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Jakobs,
sehr geehrter Herr Beigeordneter Klipp, 

am 09.10.2014  hat der Vorstand der Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten zu Potsdam e. V. eine Rundmail an seine Mitglieder zum Thema „Pfingstbergdebatte“ gesandt.
Das Schreiben endet mit folgendem Satz:

Der Vorstand der Nachbarschaftsinitiative Am Neuen Garten setzt sich für eine Lösung ein, die das öffentliche Interesse und die Verpflichtungen der SPSG beachtet, aber auch das Sicherheitsinteresse von Herrn Döpfner angemessen berücksichtigt.
Näher konkretisiert bedeutet das, dass wir bezüglich der Nutzung und der Gestaltung des Parks der Villa Henckel einen Kompromiss für möglich halten.
Dieser Kompromiss könnte aus unserer Sicht wie folgt lauten:
Die SPSG stellt Herrn Dr. Döpfner zusätzliche Flächen zur Erweiterung des Parkgeländes der Villa Henckel zur Verfügung, deren Umfang und Begrenzung nach topographischen, denkmalpflegerischen, gartenkünstlerischen Aspekten und unter Beachtung der Nutzungsanforderungen für Herrn Dr. Döpfner z. B. betreffend die Zufahrt zur Villa von der Großen Weinmeisterstrasse aus festzulegen sind. Diese Flächen könnten weitgehend original rekonstruiert und von Herrn Dr. Döpfner exklusiv genutzt werden.

Der restliche, größere Bereich des in Rede stehenden Areals mit der Villa Schlieffen im Zentrum könnte in Annäherung an das historische Vorbild gestaltet und z. B. entsprechend den für den Neuen Garten geltenden Regeln dauerhaft öffentlich gemacht werden, wie sich das derzeit etwa mit der Villa Quandt und dem Lepsius-Haus darstellt. Die Gestaltung dieses Geländes könnte "naturbelassener" sein und der Offenheit sowie der sonstigen Gestaltung des übrigen Pfingstberggeländes entsprechen. Mit Hinblick auf die rege bisherige Nutzung des Areals durch die im Viertel lebenden und in den hiesigen Kindergärten und der evangelischen Grundschule betreuten Kinder und Jugendlichen sollte auch an eine Art Waldspielplatz gedacht werden. 

Die in der Villa Schlieffen von Herrn Dr. Döpfner vorgesehene Kunstausstellung hätte auf diese Weise ein attraktives Umfeld, das in die Arbeit dieses Hauses einbezogen werden könnte.
Wir halten es nicht für zielführend, sich bei der Gestaltung dieses Areals schematisch an einem vorwiegend nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten definierten historischen Vorbild zu orientieren, obgleich dieser Befund natürlich wichtig ist. Ein wichtiger Aspekt sollten eben auch die verschiedenen Nutzungsanforderungen der heutigen Bevölkerung der LH Potsdam und ihrer Besucher sein. Warum soll hier nicht auf historischer Grundlage auch etwas Neues entstehen? 

Natürlich müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Auf Einzelheiten möchten wir hier nicht eingehen. Die LP Potsdam könnte jedoch für eine Erweiterung des Bereichs um die Villa Henckel herum eine Abweichung genehmigen, um eine Privatnutzung hier zu ermöglichen oder ggf. auch den Bebauungsplan punktuell anpassen. 

Die aktuell komplette Umzäunung des Geländes sollte in angemessenem Umfang auf das zur Baustellensicherung notwendige Maß zurückgesetzt und möglichst „unsichtbar“ gestaltet werden.  Der  Schutz des Publikums könnte durch die auch sonst auf öffentlichen Parkflächen zur Verkehrssicherung durchzuführenden Maßnahmen (Prüfung der Standsicherheit von Bäumen usw.) sowie eine entsprechende Beschilderung gewährleistet werden. 

Nach unserer Auffassung könnte auf diese Weise den Wünschen und Interessen aller Beteiligten Rechnung getragen werden. Das aufgrund der Zeitläufte verwilderte Areal erhielte seinen Parkcharakter zurück, das Umfeld der Villa Henckel würde vergrößert und verschönert, die Öffentlichkeit hätte weiterhin ungehinderten Zutritt zum größeren Teil des über knapp 20 Jahre frei zugänglichen Wald- und Parkgrundstücks. Die Villa Schlieffen würde saniert und als ein Haus der Kunst zu einem weitgehend offenen und öffentlichen Haus etwa nach dem Vorbild der Villa Schöningen.

Nicht nur die Nauener Vorstadt, sondern die Landeshauptstadt Potsdam insgesamt und ihre Besucher könnten sich über eine gelungene und so bislang kaum vorstellbare Ergänzung des hiesigen Kulturstandorts am Pfingstberg mit der Villa Quandt (Fontane-Archiv, Brandenburgisches Literaturbüro), dem Lepsius-Haus, der Gedenkstätte Leistikowstrasse 1 (ehem. KGB-Gefängnis), dem Belvedere usw. freuen. 

Den vollständigen Text der Rundmail an unsere Mitglieder vom 09.10.2014 fügen wir in der Anlage bei. Wir stellen dieses Schreiben zeitgleich den PNN, der MAZ und dem RBB zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen


Prof. Jan Fiebelkorn-Drasen                                                          Bernhard Kaltenbach
(Vorsitzender des Vorstandes)                                                        (Stellv. Vorsitzender)