Riesenfreude in „Vorderpollern“
Anlieger und Flaneure beklatschen Bertinistraße
POTSDAM MAZ 19.10.12 - Die ersten Radler
waren begeistert: „Das flutscht ja“, lobten zwei Herren, die auf der
gestern wiedereröffneten Bertinistraße den Asphalt entlangrollten. 17
Monate hatten Stadt und Energieversorger EWP dort gebaut, Leitungen
erneuert und die Straße von einer Holperstrecke in eine Asphaltpiste mit
gepflegten Seitenräumen verwandelt – für rund 1,4 Millionen Euro. Man
sei im Termin und Kostenrahmen geblieben, „mal wieder“, betonte
Baudezernent Matthias Klipp.
Die Anrainer – sie kamen sehr zahlreich zur
Eröffnung – hätten den Umbau in „selten erlebter Weise“ unterstützt“,
das sei „hinreißend“ gewesen, dankte Klipp. Jan Fiebelkorn-Drasen,
Vorsitzender der Nachbarschaftsinitiative, nannte „im Namen der
Anwohner“ den Bau „ein Muss wegen der Leitungen und ein Plus für
Touristen und Spaziergänger“, die das idyllische Wegstück zwischen
Jungfernsee und schönen Villen seit Langem als Flanierstrecke nutzen.
Der Umbau begann an der Meierei am Neuen Garten und endete am Rondell
zwischen Villa Jacobs und Villa Gutmann. Vor dem Rondell wurde die
Straße mit Pollern unterbrochen, um Durchgangsverkehr Ufer fernzuhalten,
der die Innenstadt umfahren möchte und um den Tunnel, der zur Villa
Gutman gehört, zu schützen. Deren Eigentümer haben der Stadt ein
Wegerecht für Radler und Fußgänger eingeräumt, auch das ein Grund für
Klipps Dank.
Fiebelkorn-Drasen lobte die Stadtverwaltung,
dass sie „den Bebauungsplan 60 so konsequent umsetzt“, der diese
Entkopplung vorsehe. Dagegen haben die Anrainer nördlich der
Unterbrechung allerdings geklagt, sie wollen weiterhin über die
Bertinistraße zu ihren Grundstücken fahren und nicht über die Nedlitzer-
und die Fritz-von-der-Lancken-Straße. Die Kläger lesen den B-Plan so,
dass ihnen dieser Anliegerverkehr erlaubt bleiben müsse und fühlen sich
nun in „Hinterpollern“ abgeschnitten. Der Einweihung blieben sie fern.
Die Klage habe keine Chance auf Erfolg, sagte
Matthias Klipp, er hoffe, dass sie zurückgezogen werde und dann Frieden
am Jungfernsee einkehre. Klipp kündigte zudem an, dass ab Frühjahr der
Uferweg weitergebaut werde. Der startet im Moment kurz vor der Villa
Gutmann und endet kurz hinter der Villa Jacobs. Er soll schrittweise
über den Plattner-Campus bis zur Nedlitzer Südbrücke geführt werden.
(Von Jan Bosschaart)